Studentische Initiative Die Pflege aus kritischer und emanzipatorischer Perspektive

Im Herbst 2018 lud der neugegründete AK Kritische Pflege zu drei Diskussionsrunden ein. Eine Fortsetzung ist in Planung.

Anfang 2018 gründete sich aus Studierenden und Absolvent_innen der Alice Salomon Hochschule Berlin der Arbeitskreis Kritische Pflege. Ziel ist es seither, aktuelle Debatten in der Pflege aus einer kritischen und emanzipatorischen Perspektive aufzugreifen. Als erste Aktion organisierten wir im Herbst 2018 eine dreiteilige Veranstaltungsreihe, um die für uns wichtigen Themen an der Hochschule präsent zu machen, uns zu vernetzen und neue Interessent_innen für den AK zu gewinnen.

Bei der ersten Veranstaltung am 17.10.2018 wurde labournet.tv an die ASH Berlin eingeladen. Das Kollektiv, das Filme der Arbeiter_innenbewegung aus aller Welt online zugänglich macht, verwies unter dem Titel „Cinéma Klassenkampf 14 Charité Streik – und was daraus wurde“ auf die begangenen Fehler und die Durchsetzung von Strukturforderungen. Es wurden Filmsequenzen aus dem Online-Archiv von labournet.tv gezeigt, anschließend diskutierten Dana Lützkendorf (verdi) und ein Pfleger der Charité, der am Arbeitskampf aktiv beteiligt war.

Bei der zweiten Veranstaltung am 31.10.2018 zum „Sinn und Unsinn der Akademisierung“ sprachen wir unter reger Publikumsbeteiligung mit Theresa Forbrig (ASH Berlin), Max Zilezinski (DBfK-Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe) sowie einem im Arbeitskampf aktiven Pfleger und Silvia Habekost (Bündnis Krankenhaus statt Fabrik). Einig waren sich alle darüber, dass professionelle Pflege eine sehr komplexe und anspruchsvolle Tätigkeit ist, die auf der Grundlage stichhaltiger wissenschaftlicher Ergebnisse erfolgen soll sowie Zeit benötigt. Dass die Akademisierung der Pflege eine Lösungsmöglichkeit für den Fachkräftemangel darstellen könnte, sahen allerdings nur Teile des Podiums. Mehrheitlich wurden die unzureichende Wertschätzung der Beschäftigten, die Arbeitsverdichtung und Finanzierung des Pflegesektors als Probleme aufgeführt. Silvia Oitner (ASH Berlin) moderierte mit Sven Wellenbrink (AK Kritische Pflege) die lebhafte Diskussion und zeigte die Übertragbarkeit der Inhalte für weitere SAGE-Berufe auf. 

Die dritte Veranstaltung am 17.11.2018 nahm sich dem Thema „Pflegekraftmigration durch Abwerbung“an. Mit Gudrun Piechotta-Henze (ASH Berlin), Ann Wiesenthal (Netzwerk Care Revolution), Heino Güllemann (Stiftung Umverteilen) und Rainer Klaus (Grupo de Acción Sindical) sprachen wir über die Ursachen der Migration von Pflegekräften – vor allem aus Spanien und Südeuropa, aber auch aus EU-Anrainerstaaten und Südostasien – in deutsche Haushalte und Pflegeberufe. Welche Problematiken mit der Abwerbung von Pflegekräften für die Entsendeländer einhergehen und wie lokale Netzwerke und Hilfestrukturen aussehen können, wurde unter der Moderation von Caro Bohn (AStA der ASH) und Sven Wellenbrink aufgezeigt. Die Podiumsteilnehmer_innen stellten dar, was Ausbildungs- und Weiterbildungsstrukturen schaffen können und wie diese ganz praktisch umgesetzt werden. Auch hier zeigte sich: Hauptverantwortlich für die Migration von Pflegekräften sind die mangelnde Anerkennung, fehlende Organisation und die geringe Wertschätzung von Care-Arbeit sowohl in Deutschland, als auch in den Entsendeländern. 

Die gesamte Veranstaltungsreihe hat uns deutlich gemacht, dass Pflege und alle anderen Formen von Care-Arbeit in unserer Gesellschaft nicht die Wertschätzung erhalten, die sie aufgrund ihrer Notwendigkeit für unser Zusammenleben erfahren sollten. Diese Haltung wird durch die immer weiter fortschreitende Neoliberalisierung des Gesundheitssystems zusätzlich verstärkt.

Unterstützt wird die Veranstaltungsreihe des AK Kritische Pflege durch den AStA der ASH. Mit einem „Fachtag Pflege“ im Sommersemester und weiteren Podiumsdiskussionen im Herbst wollen wir sie fortsetzen. Für weitere Informationen schreibt uns an Ak.kritische-pflege@riseup.net oder besucht uns auf fb.me/KritischePflege und Twitter:@KritischePflege.