Gesundheitsangebote Bewegung im digitalen Studienalltag

Milena Holzer im Interview über digitale Bewegungs- und Entspannungskurse und was wir im Online-Semester noch für unsere Gesundheit tun können

Eine Frau steht im Bewegungsraum der ASH Berlin, die Hände in den Hüften, ein Bein überkreuzt im stehen das andere
In verschiedenen Videos werden Übungen für den Nacken- und Schulterbereich, Nacken und Brustwirbelsäule, ganze Wirbelsäule, Hände sowie Füße und Beine gezeigt

Im Online-Semester kommt Bewegung im Studienalltag oft zu kurz. Deswegen haben Sie im Projekt alice gesund  Bewegungsvideos entwickelt. Worum geht es darin? 

Holzer: Das stimmt. Das betrifft nicht nur den Studienalltag, sondern auch den Alltag der Verwaltungsangestellten und Lehrenden. Sitzen gehört eigentlich nicht zu den Haltungen, die Menschen viel und oft eingenommen haben. Im Studien- oder Arbeitsalltag gibt es häufig Anlässe den Studien- oder Arbeitsplatz zu verlassen sei es um etwas zu holen oder den Raum für die nächste Lehrveranstaltung zu wechseln. Dadurch ändern sich häufig auch die Sitzgelegenheiten. Bei allem was mit Bewegung zu tun hat, ist es wichtig Abwechslung zu schaffen. Evolutionär sind wir Menschen in Bewegung und darauf ist auch unser Körper ausgelegt. Außerdem hilft die Verknüpfung von Bewegung und Lernen Lerninhalte besser zu verankern. Und Pausen gehören zum Lernen dazu. Das war der grobe Hintergrund für die Bewegungsvideos.

 

Wie viele Videos gibt es?

Holzer: Es gibt fünf verschiedene Videos, in denen Übungen von etwa fünf bis sechs Minuten gezeigt werden. Jedes Video kann für sich oder auch in Serie angesehen werden – dann ist es eine Bewegungsanleitung für ca. 20-25 Minuten. Die einzelnen Videos beginnen jeweils mit einer Lockerungs- und Wahrnehmungsübung, um einen Cut zu der vorherigen Tätigkeit zu bieten und die Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper zu lenken. Die Videos sind aufgeteilt in Übungen für den Nacken- und Schulterbereich, Nacken und Brustwirbelsäule, ganze Wirbelsäule, Hände, Füße und Beine und ein Video mit Schwerpunkt von Augen und Konzentration. Die Videos wurden an der ASH Berlin gedreht, um für alle Hochschulmitglieder einen Bezug herzustellen. Die Videos sind auch in Alltagskleidung gedreht, damit wirklich deutlich wird, dass es Übungen für „zwischendurch“ und „ohne Aufwand“ sind. Keine Person muss sich dafür erst in Sportbekleidung begeben und die Übungen sind auf einem Niveau, dass auch ohne Schwitzen zu bewältigen ist. Darauf haben wir bewusst geachtet, damit es so alltagsnah wie möglich ist.

"Die Studierenden und Hochschulmitglieder erfahren im Video, wie sie mit vorhandenen Mitteln ihren Arbeitsplatz ergonomischer gestalten könnten."

 

Es gibt auch ein Video zur Ergonomischen Einrichtung des Arbeitsplatzes. Was erfahren wir dort?

Holzer: Wir alle sind durch die äußeren Umstände gezwungen im häuslichen Setting zu arbeiten. Das ist nicht für alle vorher so gewesen und daher sind die Gegebenheiten häufig anders als an der ASH Berlin. In dem Ergonomie-Video werden die Prinzipien für das Einrichten eines ergonomischen Arbeitsplatzes vermittelt. Die Studierenden und Hochschulmitglieder erfahren im Video, wie sie mit vorhandenen Mitteln ihren Arbeitsplatz ergonomischer gestalten könnten. Hier kommt vielleicht auch mein Hintergrund als Ergotherapeutin durch. Verena Kupilas, die Trainerin mit der wir zusammengearbeitet haben, hat das stark in das Konzept für das Video mit aufgenommen. Außerdem zeigt sie auch ein paar Arbeitsmittel, die relativ leicht und preiswert zu bekommen sind. Werbung dürfen wir nicht machen, aber es ist ersichtlich/ bei uns zu erfragen woher diese stammen. Gerade das Ergonomie-Video hat beim Filmen sehr viel Spaß gemacht. Wir mussten auch improvisieren. Zum Beispiel ist das „blaue“ Kissen, dass Frau Kupilas zur Sitzerhöhung verwendet, eine Laptop-Tasche, die mit einem Bettlaken gefüllt ist – als kleine Anekdote aus dem Making-of am Rande.
Die Zusammenarbeit mit Verena Kupilas und Bernd Hofer von der TK, die die Videos freundlicherweise unterstützt hat, und Robert Schatton von der Medienwerkstatt, der gefilmt und die Nachproduktion übernommen hat, war wirklich sehr konstruktiv.

 

Wie bekommen ASH-Angehörige Zugriff auf die Videos? 

Holzer: Es gibt mehrere Möglichkeiten Zugriff auf die Videos zu erhalten: Für Studierenden gibt es die Möglichkeit sich im LSF unter den Angeboten von Alice gesund in die Veranstaltung „alice gesund: Bewegte Pause“ einzutragen. In dem verknüpften Moodlekurs sind alle Videos vorhanden. Für Lehrende sind die Videos im Moodlekurs des Online-Support-Teams unter „ Rahmenbedingungen Online-Lehre “ zum Runterladen verfügbar. Sie können dann in Lehrveranstaltungen eingebunden werden. Und für die Verwaltungsangestellten gibt es die Möglichkeit, dass eine Mail an uns geschrieben wird und wir dann die Interessierten in den Moodlekurs eintragen. Zudem können die Bewegungsvideos auch über die Homepage von alice gesund angesehen werden.

 

Sie bieten auch Kurse zu Bewegungs- und Entspannung an. Welche Kurse sind das? 

Holzer: Ja, wir haben das Bewegungs-und Entspannungsprogramm in den virtuellen Raum verlegt. Aktuell wird an jedem Tag ein Angebot gemacht: montags Yoga, dienstags Latin Flow, mittwochs Achtsamkeit, donnerstags Entspannung (diese beiden Angebote sind angelehnt an ATB und werden erst mal nur bis 16.11.2020 zur Verfügung stehen und dann wieder in reduzierter Form im Januar und Februar), freitags Conscious Movement - Integral Training. Das Dienstags- und Freitagsangebot ist in Englisch. Auf der Homepage und in den Moodlekursen sind weitere Informationen zu den Kursen und den Trainerinnen hinterlegt.

 

Wie läuft das mit den Kursen im Online-Semester? 

Holzer: Die Zugänge zu den Kursen finden die Studierende im LSF, wo sie die Kurse belegen können. In den verknüpften Moodlekursen sind dann die einzelnen Termine über den Terminplaner buchbar. Dieser Vorgang benötigt allerdings einen Vorlauf von ca. 48 Stunden. Genaueres steht auch auf unserer Homepage.
Lehrende und Verwaltungsmitarbeitende können sich bei uns melden und erhalten dann den Zuganglink für die Kurse.
Der Zugang ist für alle Hochschulmitglieder definitiv etwas zu umständlich und lief zunächst nicht optimal. Wir haben jetzt hoffentlich alle Hindernisse beseitigen können.
Aktuell erarbeiten wir mit Unterstützung von Stellen in der ASH Berlin einen leichteren Zugangsweg für das kommende Programm.
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen bedanken, die uns unterstützt haben, das Programm überhaupt online anbieten zu können. Ein besonderer Dank gilt den Trainer_innen, die bereit waren ihre Angebote umzustellen und anzupassen und die technischen Schwierigkeiten mitzutragen. Wir möchten uns bei allen entschuldigen, die durch technische Schwierigkeiten nicht an Kursen teilnehmen konnten. Gewisse Probleme können immer mal auftreten, wir hoffen jedoch, dass jetzt alle Zugangsfehler behoben sind.

 

"Hilfreich für alle Sinne und Muskeln kann ein kleiner Spaziergang zwischendurch sein."

 

Was können die Hochschulangehörigen im Online-Semester noch für ihre Gesundheit tun? 

Holzer: Da gibt es natürlich einiges zu tun. Wichtig ist auf jeden Fall so wenig wie möglich in einer Position am Schreibtisch zu verharren und vielleicht zu sehen, ob nicht ein Telefonat auch mal im Laufen erledigt werden könnte. Ganz wichtig sind auch Pausen einzubauen. Seien es kleine Pausen – Mikro- oder Mini-Pausen – in denen für fünf Minuten etwas anderes getan wird, wie z.B. etwas im Haushalt oder der Gang auf den Balkon oder an das Fenster. Hilfreich für alle Sinne und Muskeln kann ein kleiner Spaziergang zwischendurch sein. Vielleicht hilft es einigen eine Routine zu entwickeln, die die Aspekte Pause und Bewegung aufnimmt. Das ist am Anfang natürlich etwas mühselig, kann jedoch im Verlauf hilfreich sein die Tipps umzusetzen.
Dazu gehört natürlich auch, die psychische Belastung der Situation für sich im Blick zu behalten. Kleine Momente der Entlastungen z.B. durch Gespräche mit den Kolleg_innen oder Kommilliton_innen entfallen und daher ist es wichtig auch mal ein privateres Gespräch zu führen. Ich möchte hier auch nochmal auf die virtuelle Mittagspause für die Mitarbeitenden verweisen, die von Annett Eckloff organisiert wird.
Ganz wichtig ist es natürlich auch, in die entsprechenden Gremien in der Hochschule, wie die Steuerkreise des Projekts „alice gesund“ Rückmeldungen zu geben oder auch in Bezug auf strukturell bedingte Belastungsfaktoren mitzuwirken. Aus dem Steuerkreis für das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) sind hier schon wichtige Rückmeldungen in die Arbeit einer Arbeitsgruppe eingeflossen. Sie führten u.a. zu Ergänzungen für die Angebote des Online-Support-Teams, zu finden im Moodlekurs, und zu der Broschüre für Unterstützungsangebote für Studierende.

In der Blockwoche (16.11.-20.11.2020) werden wir von „alice gesund“ ein paar kostenfreie Angebote für Mitarbeitende und Studierende anbieten. Hier bekommen wir viel Unterstützung durch die Kooperationspartner AOK Nordost und die TK. Alle Angebote sind auf unserer Homepage zu finden,  wo wir immer neue Informationen einstellen.

Zudem möchte ich in diesem Rahmen auch nochmal daraufhin weisen, dass die Krankenkassen Präventionskurse bezuschussen. Dafür ist es wichtig nachzufragen, ob die Trainer_in entsprechende Zertifikate vorweisen kann und der Kurs geprüft ist. Einige der Kurse werden inzwischen auch online angeboten.

 

Milena Holzer ist Koordinatorin im Projekt "alice gesund"
Kontakt: alicegesund@ash-berlin.eu