Hochschulleben Begegnungsprojekt LaLoKa im Kastanienboulevard wieder eröffnet

Spazierblick „Erinnern und Solidarisieren – Solidarische Kieze entwickeln“ besuchte das LaLoKa und traf auf großes Interesse für Kooperationen

Plakat von migrantas mit verschiedenen Menschen, das zwischen Bäumen gespannt ist. Darauf steht: Ein würdiges Leben für alle
Solidarität vor Ort (mit)gestalten: Das LaLoKa ist wieder da. Sommerfest 2022 auf dem Place Internationale gegenüber von der Gemeinschaftsunterkunft Maxie-Wander-Straße Piktogramm: migrantas | eine visuelle sprache der migration

„Wir sind wieder da“ - Unter diesem Motto hat das Ladenlokal LaLoKa am 1. Juni 2022 zur Wiedereröffnung am Kastanienboulevard in der Schneebergerstraße 9 eingeladen. Ein Anlass für den Spazierblick „Erinnern und Solidarisieren – Solidarische Kieze entwickeln“, eine ausführliche Station im LaLoKa einzulegen und sich von der neuen Leiterin Nadine Katabogama über Geschichte, aktuelles Konzept, Angebote sowie Ideen für Vernetzung und Kooperationen zu informieren und auszutauschen. Seit 2020 haben bereits vier Spazierblicke unter diesem Motto stattgefunden, die gemeinsam vom AK gegen rechte Gewalt an der ASH Berlin, dem bezirklichen Register zur Erfassung rechter, rassistischer und diskriminierender Vorfälle sowie dem antirassistischen Register an der ASH Berlin entwickelt wurden. Die Spazierblicke werden vom Kooperationsforum ASH Berlin – Bezirk Marzahn-Hellersdorf organisiert.

Vom Internetcafé und Freiraum als Ort der Selbstorganisierung von Geflüchteten

Im August 2014 wurde das LaLoKa als interkulturelles Begegnungsprojekt und Ladenlokal von der Willkommensinitiative „Hellerdorf hilft“ gemeinsam mit der studentischen Initiative „Grenzen_weg“ und diversen Einzelpersonen in der Nähe der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete und Asylsuchende in der Maxie-Wander-Straße gegründet. Die Initiative und später der Verein „Hellersdorf hilft e.V.“ hat durch sein Engagement bundesweite Bekanntheit erlangt. Der Weg dorthin war kein einfacher: Nach den rassistischen Aufmärschen und Anschlägen und der insgesamt eher ablehnenden Stimmung gegen Geflüchtete in Hellersdorf 2013/14 erforderte es eine klare solidarische Haltung, Durchhaltevermögen und eine gute Vernetzung vor Ort. Die hat es zum Glück durch die Unterstützung und Solidarität von Anwohner_innen und umliegenden Projekten, Initiativen und Trägern, die sich gegen rechte Gewalt positionieren, auch gegeben. Wichtig war in diesem Kontext auch die Zusammenarbeit mit den Berliner Registerstellen zur Erfassung rechter, rassistischer und diskriminierender Vorfälle, dem antirassistischen Register an der ASH Berlin sowie dem ehrenamtlichen und politischen Engagement von Studierenden der Hochschule. Von der Entstehungsgeschichte des LaLoKa ist auch in einem der Podcasts „Hellersdorf Spaziergang“ zu hören, die Studierende der ASH Berlin während der Pandemie im Rahmen eines Projektseminars erstellt haben. Seitdem hat es mehrere Trägerwechsel und einen Umzug des Standorts ein paar Häuser weiter gegeben, und es ist viel passiert in und um die inzwischen etwa 70m2 großen Räumlichkeiten des LaLoka im Kastanienboulevard. Um gegen die Isolation in der Unterkunft aktiv anzugehen, gab es gemeinsam mit der Initiative „Refugees Emancipation“ ein von Geflüchteten selbst betriebenes Internetcafé und eine Kinder- und Sprachlernbibliothek. Kino- und Theaterabende (wie z.B. Aufführungen des Dokumentarischen Theaterstücks „Asyl-Monologe“, Fotoworkshops und Bildungsveranstaltungen fanden hier ebenso statt wie Beratungen zur Wohnungs-, Kita- und Arbeitsplatzsuche, Deutsch- und Englischkurse. Es wurde gemeinsam international gekocht, gesungen und gekickert. Das LaLoka wurde von Geflüchteten und Migrant_innen aus der benachbarten Unterkunft in der Maxie-Wander-Straße sowie von Menschen aus der gesamten Nachbarschaft rund um den Kastanienboulevard besucht – und selbst gestaltet.

Zu einem Ort für Empowerment und Begegnung mit Beratung, Kultur und Ausstellungen

Heute braucht es im LaLoKa kein Internetcafé mehr in dem damaligen Umfang: In der Gemeinschaftsunterkunft in der Maxie-Wander-Straße gibt es inzwischen WLAN, rechte Bedrohungsszenarien prägen nicht mehr in dem Ausmaß wie 2013 und in den Folgejahren den Alltag der Menschen in der Unterkunft und der Unterstützer_innen. Zwar gibt es seit 2021 eine verstärkte Präsenz der neonazistischen Kleinstpartei „Der III. Weg“ über Plakate und Sticker im öffentlichen Raum – auch in unmittelbarer Nähe des LaLoKa. Aber davon lässt sich auch die neue Leitung des LaLoKa, Nadine Katabogama, nicht einschüchtern. Sie möchte das LaLoKa nach den schwierigen Zeiten während der COVID19-Pandemie wieder zu einem Ort der Begegnung und einer Anlaufstelle für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung machen. Zu einem Ort, „an dem sich geflüchtete Menschen, Migrant_innen und Anwohner_innen treffen, Ideen austauschen und sich kennenlernen können“ zu einem offenen Raum, „in dem sich alle Nachbarinnen und Nachbarn – jedoch insbesondere Menschen, die von Isolation oder Benachteiligung bedroht sind – gegenseitig helfen, sich mehr zu engagieren, sich zu beteiligen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und harmonisch miteinander zu leben.“ So bietet das LaLoka aktuell wieder einen niedrigschwelligen Zugang zu Wissen, Ressourcen und Beratungsangeboten für Migrant_innen, Veranstaltungen zu verschiedenen Themen, politische Bildung und eine kostenfreie Nutzung der Räume und Internet. Seit Oktober 2022 ist die Ausstellung „Das rote Sofa“ im LaLoKa zu sehen: Ein Kunstprojekt, das von der Künstlerin Carola Rümper und Betreiberin der Galerie mp43 – Projektraum für das Periphere seit Juli 2022 im Boulevard Kastanienallee durchgeführt wurde.

Raus aus der Hochschule – Rein in die Kieze – Solidarität vor Ort (mit)gestalten

An die gut 30 studentischen Teilnehmer_innen des Spazierblicks „Erinnern und Solidarisieren“ sprach Nadine Katabogama im Juni 2022 eine herzliche Einladung aus, sich mit eigenen Ideen, Projekten, Ausstellungen oder Praktika im LaLoKa zu engagieren und sich so gerne an der Gestaltung des neuen LaLoKa einzubringen. Die Lage ist günstig: Mit der station urbaner Kulturen der nGbK (neuen Gesellschaft für bildenden Kunst), dem Café Interfix, der Galerie mp43, dem Stadtteilbüro des Quartiersmanagements Kastanienboulevard, dem Frauenzentrum Matilde, der Gemeinschaftsunterkunft in der Maxie-Wander-Straße und weiteren Einrichtungen und Initiativen im Kastanienboulevard finden Studierende und andere Mitglieder der Hochschule ein aktives und gut funktionierendes Netzwerk an Akteuren und interessierten Menschen vor.

 

Elène Misbach ist Referentin für Transfer, Kooperationen und Third Mission und engagiert sich im AK gegen Rechte Gewalt an der ASH Berlin

 

 

Kontakt und Adresse Begegnungsprojekt LaLoKa
Schneeberger Straße 9 / Eingang Kastanienboulevard
12627 Berlin
Leitung: Nadine Katabogama
Telefon: 0159-06792976
E-Mail: laloka@pad-berlin.de
Website: www.facebook.com/Lalokaberlin