Forschung Lernen und Beruf digital verbinden

Impressionen von der Fachtagung eQualification mit dem Teilvorhaben des Forschungsprojekts SmartHands

Das Forschungsteam um Prof. Dr. Claudia Winkelmann, Alice-Salomon-Hochschule Berlin (ASH Berlin), im vom BMBF geförderten Teilvorhaben 2 SmartHands befindet sich aktuell im letzten und dritten Projektjahr zur Entwicklung und Erprobung eines Lehrkonzeptes smart-device basierter Lernlösungen in der manuellen Medizin. Ziel des Forschungsprojektes ist es, ein manualmedizinisch-medienpädagogisches Konzept inkl. einer Lehr-Lern-Plattform zu entwickeln, welches sich in erster Linie an die Lehrenden wendet. Sie sollen befähigt werden, die digitalen Medien und Instrumente im Rahmen der Aus- und Weiterbildung in der Manuellen Therapie und Medizin bewusst einzusetzen. Gemeinsam nahm das Team wieder erfolgreich an der Veranstaltungsreihe eQualification teil und traf sich hierzu jeden Freitag im März 2022 mit anderen Teams der Förderlinie Digitale Medien in den Gesundheitsberufen (DigiMed) sowie mit externen Besucher_innen zum angeregten Austausch auf einem virtuellen Marktplatz. Als krönenden Abschluss wurde am 25. März der gesamte Marktplatz nochmals geschmückt und präsentierte ein reichhaltiges Angebot. Doch der Reihe nach.

Das Fundament wurde am 04.03.2022 gelegt. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf, Dr. Volker Born, Leiter Abteilung Berufliche Bildung, Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesministerium für Bildung und Forschung, und Uta Kupfer, Bereichsleiterin Bildungspolitik, ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundesverwaltung diskutierten zum lebenslangen Lernen als Schlüssel zur Gestaltung tiefgreifender Veränderungsprozesse. Diese seien als Folge der Digitalisierung, insbesondere als berufliche und persönliche Chancen der Entwicklung neuer Berufsbilder und der Abwicklung alter – auch Rollenbilder – zu verstehen. Doch so einfach ist es nicht, in der Diskussion wurde die große Lücke thematisiert, weil die Weiterbildungskultur in Deutschland zwar den Anspruch hat, alle Menschen zu erreichen, aber digitale Lernformate offenbar nur ein Baustein zum Lückenschluss darstellen.

Dr. cand. Lysann Kasprick (ASH Berlin) und Lukas Weiss (ASH Berlin) richteten am 11.03.2022 gemeinsam mit Kolleginnen der Technischen Universität (TU) Berlin sowie der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin die Projektlupe Nr. 9 auf die Digitale Transformation im Pflege- und Gesundheitssektor unter dem Motto: Erfolg durch Partizipation (s. Abb. 1). Rund 90 Minuten präsentierten sie die Zwischenergebnisse der Forschungsprojekte SmartHands AP2 und DIGITALE AKADEMIE PFLEGE (DAPF) 4.0 mit dem Fokus auf der Übersetzung der Forschung in die jeweiligen Anwendungs- und Handlungsszenarien und nahmen Praxisanleiter_innnen, Medizin- und Pflegepädagog_innen an Berufs-, Fach- und Hochschulen/ Universitäten unter die Lupe, die Zeitmangel beklagen, sowie Absolvent_innen, die die Aus-, Fort- und Weiterbildung für nicht mehr zeitgemäß halten. Herausforderungen über Herausforderungen für Lehrende, Hochschulverwaltungen, Studierende und letztlich Patient_innen, die unter anderem nach einer stärkeren, auch digitalen Verzahnung der Lernorte Theorie und Praxis und neuen Formen der Bewertung von Lernleistungen mit mehr Personalisierung, Verantwortungsübernahme und Übungsmöglichkeiten in geschützten, virtuellen Räumen verlangen. Als Herausgeberinnen einer gemeinsamen Buchpublikation im Campus-Verlag warben Lysann Kasprick, Prof. Dr. Heike Wiesner (HWR Berlin) und Prof. Dr. Petra Lucht (TU Berlin) für Autor_innen zum Thema Digitalisierung in Theorie und Praxis.

Am 18.03.2022 konnten interaktiv mehr als 30 verschiedene Projekte an digitalen „Marktständen“ erlebt werden. Das Treffen diente der Identifikation regionaler Schwerpunkte. Die Teilnehmenden konnten erfahren, wo der Schuh drückt und wie Erfahrungen genutzt werden können, wenn sich die Akteure in den Regionen Ost, Nord, West und Süd vernetzen.

Unter den Akteuren sind beispielweise die Teams von

  • DocTalk – Dialog trifft Chatbot: Kollaborierendes Lernen & Lehren für Ärzt_innen im Prozess der Arbeit. DocTalk erprobt digitale Kommunikations- und Lernwege in der Medizin und deren Potenzial für die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung. Am Marktstand boten sie Einblick in das interdisziplinäre Verbundprojekt aus Informatik, Mediendidaktik und Medizin und präsentierten erste Erkenntnisse sowie einen Use Case des digitalen Kommunikationssystems an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Diskutiert wurde in der Live-Session über Chancen und Hürden von Messenger-Systemen im Gesundheitswesen. 
  • Commuio HEALTH, das die beruflichen Alltagskompetenzen ausländischer Pflegekräfte der Kranken- und Altenpflege entwickeln und auszubauen will und zwar nah an der Praxis und so einfach und zugänglich wie möglich. Es werden Online-Berufssprachkurse für ausländische Pflegekräfte als Blended Learning-Lösung angeboten, um die berufliche Integration im Integrations- & Onboarding-Prozess zu fördern. Commuio HEALTH bietet Krankenhäusern und Kliniken eine digitale Sprach- und Integrationslösung zur Fachkräftesicherung ausländischer Pflegekräfte. 
  • ViTAWiN (Virtuell-augmentiertes Training für die Aus- und Weiterbildung in der interprofessionellen Notfallversorgung), in dem ein interdisziplinäres Konsortium eine Mehrbenutzer Mixed Reality Simulationsumgebung entwickelt und evaluiert. Das Projekt adressiert die Bildungsbedarfe der Lehrenden und der Lernenden in der Ausbildung zur_m Notfallsanitäter_in und der Weiterbildung zur_m Notfallpfleger_in. Notfallfachpflegekräfte und Rettungsfachpersonal könnten damit erstmals durch interprofessionelles Lernen berufliche Handlungskompetenzen in variantenreichen Szenarien trainieren und so die Versorgung eines großen Bereichs aller Notfälle optimieren. Am Marktstand konnten Demos zum komplexen Mixed Reality-Szenario angesehen werden.

Am letzten Veranstaltungstag, dem 25.03.2022, öffneten Claudia Winkelmann, Lysann Kasprick und Lukas Weiss noch einmal ihren Stand zur Präsentation des Teilprojektes. Die Besuchenden konnten sich zu dieser Machbarkeitsstudie informieren, bei der individualisierte digitale, asynchrone, device-orientierte Lehrsequenzen bezogen auf den Mehrwert für lernende Lehrende in der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin untersucht werden (s. Abb. 2).

Prof. Dr. Sascha Friesike, Direktor Weizenbaum-Institut für die Vernetzte Gesellschaft / Universität der Künste Berlin, schlug zum Marktende die Brücke zum Eröffnungsthema der diesjährigen Frühjahrs-eQualification. Er nutzte seine virtuelle Bühne, um die verschwimmenden Grenzen von Zuständigkeiten und omnipräsenten Werkzeugen aufzuzeigen. Gleichzeitig aber seien diese Werkzeuge dadurch nicht automatisch benutzbar. Der Schaffensprozess lasse sich ganz oft nicht mehr vom Konsum der Ergebnisse trennen.

Mit gefüllten Taschen voller Denkanstöße schlenderten die Besucher_innen vom Marktplatz ins Wochenende: Welche Rolle spielt das Digitale, wenn Neues entsteht? Verändert sich unsere Kreativität? Und was bedeutet das für unseren (kreativen) Alltag?

 

Prof. Dr. Claudia Winkelmann
Schwerpunktprofessur für Qualitätsgesicherte Strukturentwicklung in Studium und Lehre mit Wissenschaftlicher Gesamtleitung des Bereichs Weiterbildung
Professur für Betriebswirtschaft und Management im Gesundheits- und Sozialwesen
winkelmann@ash-berlin.eu

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